Nach 33 Jahren als Nachtwache und davon mit 16-Jahren Betriebszugehörigkeit im APH Riva haben wir Judith Aeschlimann am vergangenen Montag, 11. Dezember 2023 einen feierlichen Ausstand anlässlich ihrer bevorstehenden Pensionierung bereitet.
Im Interview hat uns Judith im Vorfeld verraten, was sie für die Zeit ihres Ruhestandes geplant hat und wie sie die Veränderungen im Beruf und auch im Riva in den letzten Jahren wahrgenommen hat.
Liebe Judith, bald ist es soweit, du gehst in Pension. Freust du dich auf diesen Moment?
Ja, sehr (und sie strahlt dabei). Nach 33 Jahren als Nachtwache im Dienst sind der Druck und die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren schon grösser geworden. Ich meine dies nicht negativ, sondern es sind einfach sehr viele Neuerungen dazugekommen und auch die Anforderungen sind zunehmend grösser geworden. Daher freue ich mich nun auf meine bevorstehende Zeit.
Mal ehrlich, ich darf das fragen, oder – du siehst so jung aus! Nicht, als ob du demnächst Pensionärin wirst. Was hast du dafür getan – man sagt ja, Nachtarbeit ist gesundheitlich nicht unbedenklich?
Danke, ja, das stimmt. Das höre ich oft. Persönlich habe ich immer darauf geachtet, mir viel Zeit zu lassen und zuletzt habe ich 40% gearbeitet. Es war mir persönlich immer wichtig, Ruhe zwischen den Diensten zu finden. Ich habe dies auch stets versucht, an die neuen Mitarbeitenden weiterzugeben. Man muss dabei sicher lernen, sich zu disziplinieren, d.h. ausreichend Pausen und Zeiten für Regeneration zu einplanen. Die unregelmässigen Arbeitszeiten waren seit meiner Ausbildungszeit nie ein Problem. All die Berufsjahre von meinem Mann und mir waren nur von solchen Zeiten geprägt, natürlich mit positiven und negativen Aspekten.
Kommen wir einmal zurück auf deine Zeit im Riva. Erzähl doch einmal, wie bist du zu uns gekommen?
Vor nun mittlerweile 16 Jahren wurde im Spital, in dem ich damals arbeitete, ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt. Man wechselte auf rotierende und patientenbezogene Dienste. Und dieses Modell war für mich nicht das richtige. Meine Kinder waren noch jünger und auch mein Mann arbeitete im Schichtdienst und so kollidierte dieses Arbeitszeitmodell mit unserem Zeitmodell im familiären Bereich.
In der Zeitung war dann das Inserat für eine Nachtwache im Riva. Und ja, so begann ich mit einem Pensum von 60% als Nachtwacheleitung. Nach 10 Jahren entschied ich mich, mein Pensum auf 40% zu reduzieren. Damit war auch klar, dass ich auch die Nachtwacheleitung abgeben wollte. Mein Mann ging damals in Pension und so hatten wir Zeit mehr miteinander. Dass ich jetzt auch in Pension gehe, darüber freut sich mein Mann sehr – obwohl er kürzlich meinte, dass er für mich nicht mehr für die Nacht kochen könne, weil ich ja nicht mehr arbeite. Bis jetzt hat er das immer vor meinen Diensten für mich getan. Dieses kleine Problem ist bestimmt lösbar.
Liebe Judith, hast du schon einmal darüber nachgedacht, was dir ab Januar fehlen wird, wenn du nicht mehr arbeitest?
Ganz sicher der Bezug zu den Menschen, das Team, sprich das ganze Riva. Auch in der Nacht gab es Situationen, in denen man den Bewohnenden nahegekommen ist. Viele denken ja oft, in der Nacht wird ausschliesslich geschlafen und wir müssen ja dann gar nicht mehr viel tun. Dem ist überhaupt nicht so.
Im Gegenteil, Nachtarbeit ist sehr anspruchsvoll. Gerade Personen, die an Demenz erkrankt sind, sind in der Nacht oft unruhig und können nicht schlafen. Wir haben uns dann gemeinsam, oftmals in einem Grüppchen, ins Stübli gesetzt und gemeinsam Fotos oder Bücher angeschaut und Kaffee mit Spätimbiss serviert. Und auch die Unterstützung von der Hospiz, besonders bei der Sterbebegleitung, gibt uns in der Nacht Freiraum für die vielen anderen Bewohnenden. Zudem liegen alle Entscheidungen bei der diplomierten Pflegefachperson.
Was möchtest du den jungen Menschen mit auf den Weg geben, die sich für den Beruf entschieden haben oder es in Erwägung ziehen?
Meine Nichte hat FAGE abgeschlossen und ich habe ihr geraten, dass sie sich auch mit dem Abschluss neue Themen suchen und sich weiterbilden soll. Es ist wichtig, nicht stehen zu bleiben. Und ich weiss auch wie wertvoll unsere Assistentinnen sind (sie meint damit die Mitarbeitenden SRK).
Ich habe eine 3-jährige Ausbildung im Akut-Bereich im Kantonsspital Luzern gemacht, die sogenannten AKP, die Allgemeine Krankenpflege. Erst später wurde im Spital dann die DN 1 und DN 2 eingeführt und diese waren dann auch gleich obligatorisch und wurden von den jeweiligen Mitarbeitenden gefordert. Und so kam ich schliesslich mit der Weiterbildung auf die Stufe Pflegefachfrau HF.
Ihr Jungen, habt Durchhaltewillen, das gewählte Ziel zu erreichen. Wir brauchen starke Menschen, die uns in Zukunft unterstützen.
Du bist seit 2007 im Riva. Ist heute etwas anders als zu der Zeit als zu du uns gekommen bist? Was ist anders? Wie hast du die Entwicklung im Riva wahrgenommen?
Ja, vor allem die Sache mit dem Computer. Damals als ich anfing hatte der Computer in meinem Aufgabenbereich oder allgemein in der Pflege lediglich eine kleine Aufgabe eingenommen. Es gab Kartex und alles wurde von Hand geschrieben. Das ist der grosse Unterschied zu heute. Heute dokumentieren wir alles digital. Und die Teams waren damals auch etwas kleiner. Weiterhin ist der Pflegeaufwand heute grösser, denn wir haben mehr pflegebedürftige Personen im Haus heute. Mein Moto war stets «Gibt der Veränderung eine Chance» – vielleicht hat es für mich etwas länger gebraucht, aber es hat sich immer gelohnt.
Was hast du für die Pensionierung geplant? Wie hast du dir deinen neuen Alltag vorgestellt?
Für mich gibt es im Moment noch keinen neuen Alltag. Ich hatte ja bis anhin viel Freizeit. Mir sind die 3 F’s (Familie, Freunde Freizeit) wichtig und dies waren sie ja schon bisher. Ich mag generell die Natur, das Wandern und die Gartenarbeit. Mein Mann und ich haben einen grossen, grossen Garten, den wir gemeinsam pflegen. Ausserdem stehe ich auch sehr gern in der Küche und koche, verarbeite frisches Gemüse, Früchte, Beeren und dies mit viel Herzblut.
Deine Gelegenheit für eine kleine Bühne. Was du gerne allen sagen möchtest:
Ohne die grosse Unterstützung und die Wertschätzung und das gemeinsame Vertrauen könnten wir nachts nicht diejenige qualitative Arbeit leisten, die wir leisten. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich für das Vertrauen und die Wertschätzung bedanken.
Es ist schwierig auch zu sagen, welches das schönste Erlebnis der letzten Jahre im Riva war, denn es gibt so viele Erlebnisse, die mich glücklich in die Zukunft begleiten. So darf ich doch sagen, die unbezahlbaren Begegnungen, Augenblicke und Momente mit unseren Bewohnerenden und Arbeitskolleginnen werden dankbar in meiner Erinnerung bleiben.
Liebe Judith, hiermit sind wir am Ende unseres Interviews. Am 11.12.2023 hast du deinen letzten Dienst und unsere Leitung Pflege und Betreuung hat dir dafür extra einen Tagdienst ermöglicht, um dich bei deinen Kolleginnen und den Bewohnenden verabschieden zu können. Ich vermute, die Kolleginnen haben noch eine Kleinigkeit für dich vorbereitet.
Wir wünschen dir für den nächsten Lebensabschnitt, dass du deine 3 F’s nun noch ein kleines bisschen mehr geniessen kannst und dann natürlich ganz viel Gesundheit.